Leaky gut - Ursachen und Folgen
- naturheilkundefuerdich
- 7. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr.
„Alle Krankheiten beginnen im Darm.“ Hippokrates
Wenn sich Zellen teilen und im menschlichen Embryo Organe ausbilden, differenzieren sie sich zu allererst als Darmrohr aus. Es folgen das Herz, Gehirn und der Rückenmarksstrang. Dieser Vorgang stützt die Behauptung des griechischen Arztes Hippokrates, wonach alle Krankheiten ihren Ursprung im Darm haben.

Der Verdauungstrakt ist eine der Körperregionen, die Schleim produziert und so zum Schutz der Gewebe beiträgt. Unsere Schleimhaut stellt eine wesentliche und die erste Barriere für potentielle Erreger dar und wird daher auch als „Schleimhautimmunologie“ bezeichnet. Unser Darm kann auch als vielfältiges Schlachtfeld mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Abwehrsoldaten beschrieben werden. Durch das Immunsystem wird zwischen körpereigen und körperfremd unterschieden, sowie zwischen Freund und Feind. Je nachdem wird eine entsprechende Immunantwort eingeleitet. Normalerweise bilden die Darmzellen, auch Enterozyten bzw. Saumzellen genannt, eine stabile aber selektiv durchlässige Barriere in Form der „Tight Junctions“ („dichte Verbindungen“ oder „Verbindungsleiste“). Durch diese kontrollierte und selektive Aufnahme wird die Nährstoffversorgung des Körpers sichergestellt.
Regulation der Darmdurchlässigkeit
Um seine Aufgaben optimal ausführen zu können, benötigt der Darm eine intakte Besiedelung des Darmmikrobioms, eine ausreichende Bildung von schützendem Schleim und sekretorischem Immunglobulin A als auch eine intakte und selektive Darmdurchlässigkeit. Wichtige Marker zur Diagnostik, bei Verdacht auf einen „Leaky gut“, sind z.B. das Zonulin, Alpha-1-Antitrypsin, das sekretorische IgA, Histamin und das Calprotectin.
Folgen eines Leaky gut

Kommt es jedoch zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere bzw. zu einem löchrigen Darm, treten vermehrt Stoffe in den Blutkreislauf, die dort in diesen Mengen nicht vorliegen sollten. Als Folge kommt es zu einer massiven Reaktion des Immunsystems gegen diese Stoffe, was zunächst zu einer Entzündung der Darmschleimhaut und langfristig zur Schädigung dieser führt. Die Durchlässigkeit des Darms wird dadurch weiter erhöht und ein Teufelskreis beginnt. Ein Durchlässiger Darm wird in der Fachsprache als „Leaky gut“ bezeichnet.
Wie zu Beginn erwähnt, reagiert das Immunsystem auf Stoffe und Nahrungsbestandteile, die aus dem Darm in die Blutbahn gelangt sind. Dabei handelt es sich unter anderem auch um eigentlich ungefährliche Nahrungsbestandteile, die durch den Leaky gut in das Körperinnere gelangen können. Dadurch kommt es zur Ausbildung von Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten. Es kann aber zu noch erheblicheren Auswirkungen kommen, denn Patienten mit einem Leaky gut können langfristig Antikörper bilden, die an körpereigene Organoberflächen passen. So bekämpft sich der Körper auf einmal, durch die sich daraus entwickelten Autoimmunerkrankungen, selbst. Für Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und Diabetes Typ 1 sind konkrete Belege für solche Zusammenhänge im Körper gefunden worden. Es lässt sich daher vermuten, dass eine erhöhte Darmdurchlässigkeit auch (Mit-) Ursache für viele andere Erkrankungen sein kann.
Ursachen für einen Leaky gut

Eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms kann unterschiedliche Ursachen haben. Dazu zählen z.B.
Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa
Zöliakie und Unverträglichkeiten wie Laktose-, Fruktose- und weitere Intoleranzen
Exokrine Pankreasinsuffizienz (= der Mangel an Enzymen zum Nahrungsabbau)
Verminderte Bildung von Schleim im Darm und vermindertes sekretorisches IgA
Psychischer und physischer Stress
Infektionen, Fehlbesiedelungen des Darms (Parasiten, Bakterien, Viren etc.)
Übermäßiger Konsum von Alkohol und nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (z.B. Aspirin oder Ibuprofen), Strahlentherapie, Chemotherapie zur Behandlung von Krebs
Zink- und Vitamin-D-Mangel
Nahrungsmittel die einen Leaky gut fördern
In Bezug auf Nahrungsmittel haben Studien gezeigt, dass der moderne Weizen das Nahrungsmittel ist, das die höchste Zonulinproduktion auslöst und dabei von der Darmschleimhaut abgegeben wird. Zonulin reguliert den Wasserhaushalt, den Übergang der äußeren Moleküle, der Leukozyten und Bakterien vom Darm ins Blut. Wahrscheinlich spielen bestimmte Umweltfaktoren wie Hormone und auch Pestizide eine nicht unbedeutende Rolle für den Anstieg des Zonulinspiegels. Allerdings scheint unsere Ernährung einen weitaus größeren Einfluss darauf zu haben, angesichts der Menge an Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen.
Der moderne Weizen hat wohl das größte Potential auf die Menge der Zonulinproduktion. Wichtig ist, dass dieser Mechanismus unabhängig von der genetischen Sensibilität ist und daher sowohl Betroffene von Zöliakie und Glutenunverträglichkeit, als auch gesunde Menschen betrifft. Weitere Faktoren, die die Zonulinproduktion durcheinanderbringen oder die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöhen können, sind insbesondere
das im Gluten enthaltene Protein Gliadin und somit alle glutenhaltigen Getreide wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste etc.
Kasein (80% der Proteine in Milch)
raffinierter Zucker
Lektine (z.B. in Kartoffeln, Tomaten, Erdnüssen)
verarbeitete Nahrungsmittel und Zusatzstoffe
Schützende Faktoren für die Darmschleimhaut
Natürlich gibt es auch schützende Faktoren wie z.B.
die langkettigen Omega-3-Fettsäuren,
Probiotika
Aminosäuren wie Glutamin, Prolin, Glycin und Lysin
sowie lösliche Ballaststoffe.
Ballaststoffe - Tipps für Dich:

Ballaststoffe sind in allen Obst- und Gemüsesorten enthalten. Ballaststoffe dienen den „guten“ Darmbakterien als Futter und tragen so zum Schutz der Tight Junctions bei
Gemüse mit Bitterstoffen wie Fenchel, Artischocken und Radiccio sollten bevorzugt werden
Auch Flohsamenschalen, Myrrhe, Leinsamen, Chiasamen sowie Eibisch- und Süßholzwurzeltee tragen zum Schutz, Erhalt und Aufbau der Darmschleimhaut bei
Dahingegen sind Weizen und auch Vollkornprodukte eine Quelle kaum fermentierter, unlöslicher Ballaststoffe
Die Folgen eines Leaky Gut reichen weit über Verdauungsbeschwerden hinaus, da die Tight Junctions von Magen über Dünndarm bis zum Dickdarm nicht mehr intakt sind. Das ungehinderte Eindringen von Substanzen in den Körper kann zu einer Vielzahl an lokalen und systemischen Störungen wie Entzündungen, Darmerkrankungen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis führen.
Du hast den Verdacht auf einen Leaky Gut? Du möchtest Dein Darm-Mikrobiom und die wichtigen Marker, die auf einen Leaky Gut hinweisen, untersuchen lassen?

Du möchtest Unterstützung und jemanden der Dich dabei begleitet?
Als erfahrene Heilpraktiker beraten und unterstützen wir Dich, nimm gerne Kontakt mit uns auf.

Sind Brot und Backwaren ein fester Bestandteil Deiner Ernährung?
Glutenfreie Getreide enthalten kein Leaky gut förderndes Gliadin! Leckere glutenfreie Brote, Semmeln, Brezen und herzhafte Teilchen findest Du bei echtjetzt vor Ort in München oder per deutschlandweitem Versand. Mit dem Code „naturheilkundefuerdich“ erhältst Du 10% Rabatt auf deine erste Bestellung.
Quellen:
Bracht, Petra Dr. med., Leitzmann, Claus Prof. Dr. (2020): KLARTEXT ERNÄHRUNG: Die Antworten auf alle wichtigen Fragen Wie Lebensmittel vorbeugen und heilen, 1. Aufl., München: Mosaik Verlag
Fasano, Alessio Prof. Dr., Flaherty, Susie (2015): Die ganze Wahrheit über Gluten: Alles über Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie, 1. Aufl., München: Verlagsgruppe Random House GmbH
Venesson, Julien (2015): Wie der Weizen uns vergiftet: Der Ratgeber für Glutensensitive, 1. Aufl., München: riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Wiedemann, Christina (2020): Gesunder Darm: Den Darm entlasten & Erkrankungen vorbeugen. Mit 50 Wohlfühlrezepten, 1. Aufl., Igling: Edition Michael Fischer GmbH
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/magen-darm-erkrankungen/leaky-gut- uebersicht/leaky-gut-syndrom, Abruf: 24.7.2022